Wir Hexen feiern gern und oft. Unser Kalender kennt acht große Festtage.
Nachdem am 1.November das Neue Jahr begonnen hat, feiern wir um den 21. Dezember das Jule-Fest, die Wintersonnenwende. Dies ist die längste Nacht des Jahres und man könnte meinen, die dunkle Jahreszeit wolle nie mehr enden. Aber in dieser Nacht entzündet Lucina das Licht. Viele Kerzen brennen. In der Natur beginnen unmittelbar nach der Sonnenwende die Samen im noch gefrorenen Boden zu keimen. Und auch in uns keimt das, was wir im nächsten Jahr beginnen und erreichen wollen. Wünsche werden formuliert und Geschenke ausgetauscht.
Zum Fest der Brigid am 1. Februar sieht die Welt schon anders aus. Die Tage sind deutlich länger geworden. Heute beginnt für uns der Frühling. Wir tragen weiße Kleidung und begeben uns zu Brigid, der Hüterin der heiligen Flamme und der heiligen Quelle.
Zur Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche um den 23. März feiern wir das Fest der Göttin Ostara. Sie schreitet in ihrem weißen Gewand durch das Land und benutzt ihr Sichelmesser, um die verdorrten Pflanzenreste des vergangenen Jahren abzuschneiden, aufzuräumen und Platz zu machen für das Neue, das sich jetzt mit Macht den Weg zum Sonnenlicht bahnt. Auch wir schauen, was in unserem Inneren, unseren Gedanken und Gefühlen jetzt im Wege ist. Wir trennen ab, was den neuen, geplanten Aktivitäten im Wege steht, machen Frühjahrsputz in unserem Seelenleben.
Der Maitag, das alte Beltane-Fest, ist auch als Walpurgisnacht bekannt und berüchtigt. Ja, heute tanzen wir ums Feuer, wir feiern das Erwachen der roten Sommerzeit. Wir trommeln und singen, werden uns unserer Kraft bewußt, unserer Energie und der Stärke, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und uns von nichts und niemandem einreden zu lassen, wir seien nicht gut, nicht schön, nicht brav genug. Ein Freudenfest, das die Funken sprühen läßt!
Auch zur Sommersonnenwende (Litha) um den 21. Juni tanzen wir ums Feuer. Wir feiern die Hochzeit von Göttin und Gott, eine Demonstration der Lebensfreude und der Fruchtbarkeit. Wer über das Feuer springt, darf sich etwas wünschen. Eine gute Zeit, um sich zu verlieben und die Lust zu leben. Alle Aktivitäten, im Beruf, im Liebesleben und unsere kreative, künstlerische Schaffenskraft sind jetzt auf dem Höhepunkt. Diese Nacht ist so kurz, daß unser Fest erst endet, wenn es schon wieder hell ist.
Schon dreht sich das Rad des Jahres weiter und zum Erntefest Lammas ehren wir Demeter, die Kornmutter, die uns jedes Jahr reichlich beschenkt hat. Wir danken für die Blumenpracht des Sommers, für köstliche Früchte und vielleicht für die/den gefundenen Liebste/n. Wir benennen und wertschätzen, was wir in diesem Sommer durch unsere eigene Kraft erreicht haben und teilen unsere „Schätze“. Für uns beginnt heute der Herbst.
Die Tage sind schon kürzer geworden, wenn wir uns zum Wasserfest Mabon um den 23. September treffen. Nach der sommerlichen Hitze und Aktivität tut es gut, jetzt wieder kürzer zu treten und in die kühlenden Fluten einzutauchen. Das Element Wasser ist eng mit unseren Gefühlen verbunden und wir spüren in uns, wie die Emotionen fließen und fluten, die Wellen ruhiger werden und uns auf den bevorstehenden Winter einstimmen.
Der Winter beginnt am 1. November und das ist auch das Ende des alten und der Beginn des neuen Jahres. Heute, beim Halloween-Fest tragen alle schwarze Kleidung. Wir gedenken unserer lieben Verstorbenen und können in dieser Nacht, in der die Schleier zwischen den Welten am dünnsten sind, Kontakt aufnehmen zur Anderswelt. Zu den Seelen unserer Lieben dort drüben, zu den Ahnen und Ahninnen, zu den Geistern. Heute geben wir ins Feuer, was sich im Laufe des Jahres angesammelt hat und was wir nicht ins neue Jahr mit hinübernehmen wollen. Kummer, Schmerz, verlogene Liebesbriefe, Erinnerungen an Fehlschläge, erledigte Aufgaben. Denn alles Alte, was ins Feuer wandert oder der Mutter Erde zurückgegeben wird, wandelt Cerridwen in ihrem großen Hexenkessel. Sie kocht und rührt alles gut durch und braut daraus eine gute, nährende Suppe.
Nun sind wir bereit, die Zeit zwischen Halloween und Jule für eine Pause zu nutzen. Wir besinnen uns, ordnen, verbringen viel Zeit im gemütlichen Haus mit uns selbst und unseren Lieben und schöpfen Kraft für das Neue, das zum Julefest neu geboren wird.
Nun, das war die knappste Erklärung, die mir möglich war. Wenn Du mehr wissen willst über die Göttin und den Gott, über moderne Hexen und alte Kulturen, über sprechende Steine, heilige Quellen, zärtliche Bäume und magische Orte, dann gibt es viele Bücher, die Du lesen kannst. Lustige und ernste, philosophische und praktische, Anleitungen für Meditationen, Rituale und Magie. Statt dessen kannst Du aber auch mutig hineinspringen und einfach einmal ein Fest mit uns feiern. Komm und erlebe das, was Worte nicht sagen können.
Hier eine sehr schöne bildliche Erklärung des achtspeichigen Jahreskreises von Hanna Bittner: