Foto: christine kükenshöner pixelio
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21. Dezember

Wintersonnenwende / Julfest

 

Qualitäten: (Wieder-) Geburt

 

Aufgaben: das Thema für den nächsten Jahreszyklus finden

Bedeutung der Wintersonnenwende 


Die Geburt des göttlichen Sohnes / des Lichts in allen Kulturen und Einstimmung auf das Thema „(Wieder)-Geburt“

Die längste Nacht des Jahres. Man könnte meinen, die Dunkelheit sei allumfassend. Morgens, wenn wir zur Arbeit gehen, ist es noch finster und am Nachmittag, wenn wir heimkommen, ist der Tag schon längst wieder vorbei. Aber nun endlich überschreiten wir den tiefste Punkt: ab jetzt geht es wieder aufwärts, ins Licht, ins Leben. Mit der Sonnenwende wird der Funke des Lichts wieder neu in uns entzündet.  Wir feiern die Geburt des Lichtes in der dunkelsten Nacht.

Das Ritual ist ein Fest des Vertrauens, der Wandlung und der Wiedergeburt. Aus  dem Herren der Finsternis wird das Kind des Lichts. In der längsten Nacht des Jahres, aus der tiefsten Dunkelheit heraus, entsteht etwas Neues, ganz unschuldig und rein, frisch und lebendig. Wie das göttliche Kind, das in vielen Mythen der Welt in dieser Nach das Licht der Welt erblickt und gleichzeitig auch das neue Licht in die Welt trägt. Jesus ist nur einer der vielen Namen, die mit dieser Geschichte in Verbindung gebracht werden. Zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende wurde und wird in den verschiedensten Kulturen und Religionen die Geburt des Sohnes der Großen Göttin gefeiert: Die keltische Rhiannon gebiert ihren Sohn Pryderi, in Ägypten schenkt Isis dem Horus das Leben. Demeter bekommt ihre Tochter Persephone im antiken Griechenland und im christlichen Verständnis kommt Jesus als Sohn Marias zur Welt.

An der Entstehung des göttlichen Kindes ist in den meisten Mythen kein Vater beteiligt. Die Große Mutter schenkt dem Sohn das Leben aus sich selbst heraus. 

Dieser Sohn wird im Jahreszyklus heranreifen: Im Frühling wird aus ihm der junge Jäger, der sich dann zum Beltanefest mit der Göttin in Liebe vereinigt und zu ihrem Gefährten wird. Im Herbst tritt er seine Reise in die Unterwelt an, das heißt, dass der Sommerkönig sterben muss, um neues Leben zu ermöglichen. Während des Winters ruht er im Schoß der Göttin – bis zum Fest der Wintersonnenwende.


Die Gottheiten zu Yule 


Lucina, die römische Mondgöttin bringt das Licht und die Kinder zur Welt und galt als Schutzgöttin der Gebärenden. Die Heilige Luzia ist eine christliche Märtyrerin, die wohl auf Lucina zurückgeht. Einerseits wird sie als weißgekleidete Jungfrau mit einem Lichterkranz im Haar dargestellt (Der Luzientag wird vor allem in skandinavischen Ländern am 13.12. gefeiert). Aber sie hat auch eine andere Seite: als „Blutige Luzi“ ist sei eine furchteinflößende Gestalt – und auch die Hüterin des Weiblichen Blutes. Eben diese „blutige Luz“ ist auch bei den „Perchtenläufen“ im Süddeutschland zu finden. Die Percht ist eine Personifikation der Göttin in ihrer schwarzen Phase. Sie ist eine Göttin der Anderswelt, der Zwischenreiche, Seelenführerin, Göttin der Rauhnächte und Anführerin der Wilden Jagd.

Maria – die Gottesmutter – führt die Tradition zahlreicher früherer Göttinnen fort, und sorgt für die Wiedergeburt des Lichts. Ein ausführlicher und sehr fundierter Artikel findet sich hier

http://www.artedea.net/maria-madonna-muttergottin/

In ganz besonderer Weise ist aber in dieser Zeit die Göttin Holla / Holle / Frau Holle präsent. Sie ist die alte Urmutter aus der Jungsteinzeit und die Hüterin der Jahreszeiten. Ihre Verehrung ist kein „Märchen“, sondern wurde von Wissenschaftlern in vielen Gegenden im deutschsprachigen Raum nachgewiesen. Holle deckt das Land mit ihrer weißen Schneeecke zu, sorgt dafür, dass Ruhe einkehrt und sie sammelt in ihrer winterlichen Luftfahrt die Seelen der Verstorbenen ein. Im Holleteich warten die Seelchen auf ihre Wiedergeburt. Spinnrad und Webstuhl waren ihr heilig. Sie hält uns an, in den nun kommenden Rauhnächten die Arbeit ruhen zu lassen. Im Volksbrauchtum brachte in einigen Gegenden Deutschlands Frau Holle die Geschenke für die Kinder, bevor sie vom Weihnachtsmann (der seinen roten Anzug tatsächlich aus der Coca-Cola-Werbung hat) abgelöst wurde.


Das Jahreskreisfest im Vegetationsjahr

Die längste, dunkelste Nacht des Jahres. Wer jeden Tag zur Arbeit gehen muss, sieht sein Haus in dieser Zeit nur im Dunklen. Ohne Weihnachtsbeleuchtung wäre diese Zeit nur schwer zu ertragen. Wie mag es da unseren Vorfahren ergangen sein, als es noch kein elektrisches Licht gab und keine Zentralheizung? Dunkelheit und Kälte mussten ertragen werden.  Die Menschen mussten mit den Vorräten haushalten, langsam wurden Nahrungsmittel knapp. Zum Fest wurde aufgetischt, was die Speisekammern noch hergaben. Vielleicht schlachtete man ein Tier, das die Menschen satt machte und den Rest des Winters dann nicht mehr durchgefüttert werden musste. An den langen dunklen Abenden wurden die Stuben geheizt und beleuchtet, während der Rest des Hauses kalt und dunkel war. Die Menschen kamen zusammen, erzählten Geschichten, sangen Lieder und genossen die Geborgenheit der Familie. Die Großmütter waren die Bewahrerinnen des Alten Wissens, das sie in Form von Märchen und Mythen an die folgenden Generationen weitergaben. Jedes Märchen hat einen metaphorischen Inhalt und beschreibt Grundthemen des Lebens. 

In der Natur ist dies die Zeit der Ruhe. Tiere halten Winterschlaf, die Pflanzen haben ihre Säfte tief in sich zurückgezogen. Das Land liegt unter Nebel und Dunkelheit oder unter Eis und Schnee verborgen. Aber zur Zeit der Wintersonnenwende beginnen die Samen tief unten in der Erde zu keimen. Reh-Mütter bewahren den befruchteten Samen bis zur Sonnenwende in ihrem Leib, aber erst jetzt beginnt der Embryo, sich zu entwickeln.

Früher hatte die Wintersonnenwende für die Menschen eine überlebenswichtige Bedeutung: Der Funke der Hoffnung wurde entzündet – und nicht nur der Hoffnung, sondern der des unerschütterlichen Glaubens an die Wiederkehr von Licht, Sonne und Wärme. Das Wissen darum, dass die Pflanzen wieder wachsen und Früchte tragen werden. Das Wissen darum, dass das Leben über den Tod siegt, auch wenn die größte Kälte und noch bevorsteht. Aber die Hoffnung, die Gewissheit, dass der nächste Sommer kommt, die half unseren Vorfahren und sie hilft uns, auch klirrende Kälte und Schneestürme auszuhalten. Wie in der Natur, so ist es auch in unserem Innenleben.


Was wird aus dir geboren? Wir gebären das Neue

Die Zeit zwischen Halloween und der Wintersonnenwende ist manchmal gar nicht so leicht auszuhalten. Wir mussten warten, Dunkelheit und Leere ertragen. Im Leben ist es ja auch so: wenn wir etwas verloren haben, eine Liebe vielleicht oder ein Haustier, dann ist es gut, zuerst einmal zu trauern und Zeit vergehen zu lassen. Zu spüren, wie es ohne das ist, was gegangen ist. Und erst dann. wenn wir spüren, dass es soweit ist, uns neue Ziele suchen, wieder auf Brautschau gehen oder den leeren Platz in unserem Herzen neu vergeben.

Nachdem wir also im Halloween-Ritual verbrannt und verbannt haben, was alt und reif war, was uns belastet hatte, und nachdem wir uns die Zeit genommen haben, das wirken zu lassen, sind wir nun bereit, etwas Neues in unser Leben einzulassen oder uns auf etwas Neues in unserem Leben einzulassen. Wir haben Platz gemacht für die nächste Aufgabe, die uns im kommenden Jahr beschäftigen wird.

Auch wir werden wie die Göttin in der Wintersonnenwende zu Gebärenden. Als Ebenbild aller Göttinnen dieser Welt schenken wir neues Leben. Wir spüren unsere Schöpfungskraft als Mutter und bringen unsere „geistigen Kinder“ zur Welt. Horche also in dich hinein, was sich jetzt zeigen will, welches „Kind“ du dieses Jahr ins Leben entlassen möchtest. Was drängt in dir nach außen? Welche Idee, welches Projekt will mit Leben erfüllt werden? Was ist dein ganz eigenes „Baby“, das du in dieser Sonnwendnacht zur Welt bringen, ans Licht bringen wirst? Es mag noch namenlos sein und es wird viel Pflege brauchen. Du wirst es über ein ganzes Jahr nähren, sein Wachstum bestaunen, es beschützen und schließlich loslassen.

In der symbolischen Handlung zur Wintersonnenwende sind wir gleichzeitig Gebärende und Neugeborene. Diese Nacht macht uns selbst wieder neu. Wir drücken die „Reset-Taste“ und fangen noch mal von vorne an. Das alte Jahr haben wir längst hinter uns gelassen. Wir können uns noch einmal auf eine neue Art und Weise mit den Themen beschäftigen, die sich letztes Jahr schon zeigte oder aber ganz neue Herausforderungen angehen. Das Neue Jahr ist ein unbeschriebenes Blatt, das du mit deinen Farben, deinen Motiven, deinen Bildern gestalten kannst. Für jede von uns wird in dieser Nacht ein Funken entzündet, der uns im ganzen kommenden Jahr begleiten wird.